Résumé
Das Concerto for Orchestra setzt mein Interesse an zweisätzigen Formen fort, das bereits 1991 mit meinem Violoncello-Konzert begonnen hatte und das ich später, 1996, in Sortilege und 2004 in meiner Symphony (Broken Consort) weiterentwickelt habe. In diesen Werken ist, wie im Concerto for Orchestra beiden Sätzen gleiches inneres Gewicht und Bedeutung gegeben, wobei der zweite Satz jeweils früheres Material entwickelt und in neue Richtungen lenkt. Im Concerto for Orchestra dauert jeder Satz etwa neun Minuten, die Großform ist abgeleitet von der symphonischen Sonatenhauptsatz-Form:
1. Satz:
I. Exposition der Gedanken (dramatisch und plötzlich)
II. Scherzo und Durchführung (resolut)
2. Satz:
III. Adagio (ruhig und nicht eilend)
IV. 2. Durchführung und Reprise (intensiv und energisch)
Im ersten Teil des 1. Satzes wird der Boden bereitet durch eine aufsteigende Halbtonfigur und Akkorde, die durch das Orchester wandern. Spürbar ist eine unterschwellige Rastlosigkeit, die sich durch kurze solistische Ausbrüche von Klarinette und Oboe und aufgeregte Gesten der Streicher artikuliert. Dieser Teil des Satzes endet mit aufsteigenden, übereinander gleitenden Akkorden, einem Gedanken, der später wiederkehren wird.
Der zweite Teil des 1. Satzes beginnt mit der Echo-Figur aus dem ersten Teil, die nun freilich bedeutend größere Form annimmt. Die aufsteigenden Skalen erscheinen nun vergrößert und weiterentwickelt; Zentrum dieses Satzteiles ist ein Duett zweier Flöten, gefolgt von einem ausdrucksvollen Hornsolo, das Oboen mit absteigenden Dreiton-Figuren begleiten. Die im ersten Satzteil von den Streichern eingebrachte dynamische Energie nimmt zu, ehe der Satz, erneut mit den aufsteigenden, übereinander gleitenden Akkorden endet.
Der 2. Satz beginnt mit einem Gespräch zweier Fagotte, die auf breite Streicher-Motive reagieren. Es folgen zwei kurze Choräle, deren erster in reinem Streicherklang eine Melodie der Piccoloflöte begleitet, während anschließend zwei Solo-Violinen einen sonoren Blechbläser-Choral einleiten.
Zwei heftige Klarinetten-Motive markieren den Beginn des zweiten Teils, in dessen Verlauf bereits erklungene Gedanken wiederkehren und weiterentwickelt werden. So erscheint das Halbton-Motiv, mit dem das Werk beginnt, in neuer Gestalt, die absteigende Phrase der Oboen aus dem Scherzo wird in entwickelter Form den Trompeten übertragen, und die Musik nimmt zunehmend tänzerischen Charakter an. Die erste dieser Tanz-Episoden wird von der Es-Klarinette angeführt, die zweite von der Trompete, schließlich stimmt das gesamte Orchester-Tutti ein. Nach einer großen Steigerung führen die aufsteigenden, übereinander gleitenden Akkorde das Werk zu einem ruhigen Schluss.